Zum aktuellen Besuchsverbot in Seniorenheimen: Anregungen zur Beschäftigung von SeniorInnen während der Coronakrise 2020

In vielen deutschen Städten und Landkreisen sind Besuchsverbote in Seniorenheimen erlassen worden. Auch das Besuchsrecht ist vielerorts eingeschränkt. Wir haben an dieser Stelle einige Ideen zur Beschäftigung zusammengetragen, um den betroffenen SeniorInnen auch in dieser ungewöhnlichen Situation ein Stück Normalität im Alltag zurückzugeben.

Das Coronavirus hat die Welt im Griff. Zur Risikogruppe gehören vor allem ältere Menschen mit Vorerkrankungen, die unter einem schwachen Immunsystem leiden. Bereits für Personen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren steigt das Risiko für einen schweren Verlauf stetig an. SeniorInnen sind nach derzeitigem Erkenntnisstand zwar nicht empfänglicher für das Virus als andere Altersgruppen, haben jedoch ein höheres Risiko, schwerer zu erkranken. Das liegt auch daran, dass ältere Menschen ein weniger gut reagierendes Immunsystem haben und Symptome wie z. B. Fieber manchmal schwächer ausfallen oder fehlen. So suchen Erkrankte oft erst spät im bis dahin unerkannten Krankheitsverlauf einen Arzt auf, und die medizinische Hilfe kann damit auch erst verspätet oder im schlimmsten Fall zu spät für den Erkrankten einsetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass hochansteckende Viruserkrankungen der Atemwege, wie COVID-19 sie auslöst, besonders für ältere Personen gefährlich sind. Aus diesen Gründen gelten sie als besonders schutzbedürftig während der aktuellen Pandemie.

Die Einschränkung des Besuchsrechts wie auch Besuchsverbote in Seniorenheimen sind daher logische Konsequenzen zum Schutz dieser betagteren Risikogruppe. Doch das Ausbleiben von Besuchen der Angehörigen kann auf sozialer und emotionaler Ebene auch negative Folgen nach sich ziehen: Die SeniorInnen werden von der Außenwelt isoliert, fühlen sich einsam und können im schlimmsten Fall eine Depression entwickeln. Diese Isolation und eine angespannte Grundstimmung können Ängste und Sorgen bei den BewohnerInnen auslösen, was wiederum zur Folge haben kann, dass sich das Ess- und Sozialverhalten negativ verändern. (-> Lesetipp Blogbeitrag „Mangelernährung im Alter“)

Wichtig ist jetzt: Ruhe bewahren und eine positive Haltung ausstrahlen!

Auch wenn die Situation ungewöhnlich ist und aktuell nicht abzusehen ist, wie lange sie anhalten wird, ist es jetzt wichtiger denn je, Ruhe zu bewahren. SeniorInnen zu beschäftigen und in den Tagesablauf der Einrichtung zu integrieren, ist ein probates Mittel, um das Gemeinschaftsgefühl im Haus zu stärken und den Selbstwert des Einzelnen gezielt zu steigern. So bleibt weniger Zeit für Grübeleien und negative Gedanken. Oft sind es schon Kleinigkeiten, die das Alltagserleben der SeniorInnen positiv beeinflussen können und ihnen durch die Zeit der sozialen Vereinzelung helfen.

Entscheidend für alle Maßnahmen, die Sie ergreifen, ist, Ihre BewohnerInnen einzubeziehen. Sprechen Sie offen darüber, was aktuell geschieht und welche Gedanken Sie sich aus Sicht Ihrer Einrichtung dazu machen. Das Aussprechen von Sorgen und ggf. auch Ängsten zeigt Vertrauen und stellt Augenhöhe her; dennoch ist es sicherlich wichtig abzuwägen, wie stark man die eigene Belastung nach außen zeigt. Eine offene Kommunikation soll keinesfalls zum emotionalen Ballast für die BewohnerInnen werden.

Zum aktiven Einbeziehen gehört auch, sich konkret unterstützen zu lassen. Wo viel zu tun oder zu organisieren ist, helfen die BewohnerInnen, die es können, sicherlich gerne mit. Ob in der Hauswirtschaft oder bei der Organisation von kleinen Alltagsfreuden, die jeder/r BewohnerIn für sich alleine genießen kann (z. B. täglich verteilte, persönliche Kopien aus einem Roman, der so für alle zur Fortsetzungsgeschichte wird) – schöpfen Sie dabei auch bewusst aus dem Lebenserfahrungsschatz Ihrer SeniorInnen!

Und zu guter Letzt: Sorgen Sie für Beschäftigung und ablenkende Gedanken. Das hilft, negative Emotionen zu vertreiben und sich auf eigene Kräfte und die eigene Zuversicht zu besinnen. Wir haben nachfolgend einige Anregungen zur Beschäftigung in drei Maßnahmenkategorien zusammengetragen, die ohne viel Aufwand umzusetzen sind und sich auch als Einzelaktion, für Kleinstgruppen (aus 2 Personen) oder in Kleingruppen mit ausreichend räumlichem Abstand untereinander realisieren lassen:

 

Maßnahmen zur körperlichen Aktivierung:

  • Sitzgymnastik
  • Spiel mit Luftballons (nach Einmalgebrauch zu entsorgen)
  • Basteln, Handwerken, Malen
  • Nach Möglichkeit: hauswirtschaftliche Tätigkeiten
  • Schnippeln, backen und kochen – mit wenig Zutaten, Einkochen oder Vorkochen. Wichtig: Bitte ein besonderes Augenmerk auf Händehygiene und ausreichend Abstand zwischen den SeniorInnen (2 m) achten und nur Gerichte zubereiten, die anschließend erhitzt werden.
  • Spielrunden oder Kaffeekränzchen vor der Zimmertür: Wie wäre es, Ihre SeniorInnen zur Kaffeestunde vor die Zimmertür zu setzen und über den langen Gang hinweg gemeinsam, aber in sicherem Abstand zueinander Kaffee und Kuchen zu genießen oder ein Spiel zu spielen (z. B. Bingo)?

Besondere, auch unter persönlicher Hilfe der SeniorInnen zubereitete Essensangebote und die Aktivierung durch Lebensmittel ist so wichtig, um durch Angst oder depressive Verstimmung ausgelöster Mangelernährung gezielt vorzubeugen.  Achten Sie insbesondere in dieser Situation auf die strikte Einhaltung von Hygienevorschriften.

Maßnahmen zur geistigen Aktivierung:

  • Snoezelen
  • Aroma- und Duftübungen (-> Lesetipp Blogbeitrag „Die Kraft der Düfte“)
  • Biografiearbeit
  • Rezeptbuch erstellen, z. B. mit themenbezogenen Rezepten: Einkochen, Kochen mit regionalen Zutaten, saisonales Kochen, Gerichte mit 5 Zutaten

Kontemplative und ruhige Beschäftigungen, die auf das Wohlbefinden des Menschen abzielen, beruhigen und helfen, innere Anspannungen und Stress effektiv abzubauen.

Maßnahmen zur passiven Aktivierung:

  • Übertragung von Gottesdiensten (z. B. im Fernsehen oder auf YouTube)
  • Individueller Filmeabend auf dem eigenen Zimmer oder, sofern bestehend und in der aktuellen Situation sicher nutzbar, in der Wohngruppe
  • „Erinnerungsreise“: alleine oder in der moderierten Kleinstgruppe Fotos von früher ansehen und dazu die Geschichte des Bildes erzählen. Wichtig: Achten Sie auf die notwendigen 2 Meter Mindestabstand zwischen den BewohnerInnen und lassen sie Fotos am besten durch die BetreuerInnen herumzeigen, sodass die Bilder nicht von Hand zu Hand gereicht werden müssen.

Ein stärkendes Gefühl der Zusammengehörigkeit kann alleine durch das Wissen entstehen, dass man die jetzige Situation mit vielen Menschen (nicht nur im eigenen Haus) teilt. Gottesdienste, gemeinschaftliche, aber privat abgehaltenen Events und das Nutzen von Zerstreuungsangeboten helfen, negative, um sich selbst kreisende Gedanken zu unterbrechen und neue Stärke im Wir zu empfinden.

 

Wir wünschen Ihnen bei der Umsetzung Ihrer Ideen viel Erfolg – kommen Sie mit Ihren BewohnerInnen gesund und gestärkt durch diese Zeit!

Die Seminare

Gemeinsam Konzepte für emotionalen Genuss entwickeln

Wir präsentieren Ihnen keine vorgefertigten Lösungen, sondern erarbeiten im gemeinsamen Austausch mit Ihnen Konzeptideen, die Sie ganz individuell in Ihrer Senioreneinrichtung umsetzen können.

Der Wettbewerb

Wir suchen die besten Konzepte in der Seniorenverpflegung

Senioreneinrichtungen, in denen gute, praxisnahe Ansätze für mehr emotionalen Genuss in der Verpflegung bereits gelebt werden, können demnächst wieder an unserem Wettbewerb teilnehmen.

Das Buch

Kochbuch-Bestseller: Wir haben einfach gekocht

Mit unserem Kochbuch haben wir das Thema emotionalen Genuss in der Verpflegung von Senioren in die gesellschaftliche Breite getragen. Eine kulinarische Reise durch Deutschland weckt Erinnerungen!