Hainichens Gewürz- und Aromadetektive

Vielfältig – wie seine Bewohner verschieden sind – ist das Angebot im DRK Altenpflegeheim in Hainichen: Es gibt eine Hausbäckerei sowie regelmäßig Schlacht- und Grillfeste, an denen sich die Bewohner aktiv beteiligen können. Ein Highlight ist das Schaukochen, bei dem wir kürzlich dabei sein durften.

„Was kommt ursprünglich aus Mexiko, ist das zweitteuerste Gewürz der Welt, schwarz und eine Schote?“, möchte Ronny Grimmer wissen. Der Küchen- und Hauswirtschaftsleiter beim DRK Altenpflegeheim im sächsischen Hainichen beginnt das Schaukochen mit Senioren gern mit einem Quiz. „Pfeffer“ kommt zunächst aus den beiden Tischreihen, an denen die Bewohner der Einrichtung Platz genommen hatten, und schließlich „Vanille“. Ein zufriedenes Lächeln macht sich auf Ronny Grimmers Gesicht breit, er hält einige Vanilleschoten hoch und reicht sie an die Senioren für eine Geruchsprobe weiter. Jede Woche überlegt er sich mit seinen Mitarbeitern ein neues Thema für das Schaukochen, bei dem die Senioren zu „Gewürz- und Aromadetektiven“ werden: Aromen erkunden und aus besonderen Zutaten köstliche Speisen herstellen.

Fordert die Motorik: Senioren des DRK Altenpflegeheims in Hainichen schälen Äpfel für einen Streuselkuchen. Vorher wurde ausgiebig an frischen Vanilleschote gerochen und die Zutaten in Teamarbeit abgewogen.

Heute werden die Senioren einen Apfelstreuselkuchen mit Vanilleschmand, Vanillekipferl, Vanillehonig sowie -zucker selbst herstellen, während Grimmer an der Stirnseite der beiden Tischreihen an einer mobilen Kochstation gewürzten Reis mit Vanillebutter und Garnelen zubereiten wird. Jetzt heißt es aber erst mal in Gruppen aufteilen und das Rezept laut vorlesen. Auf den Tischen hatten Grimmer und seine Kollegen bereits Backzutaten sowie Waagen, Messer, Siebe und andere Utensilien ausgebreitet. Essbare Blumen zieren die Arbeitsflächen. Schon werden Äpfel geschält, Zutaten abgewogen und in Schüsseln verteilt. Als einige Senioren Vanillekipferl kneten, erklärt eine der Betreuerinnen: „Das Kneten trainiert die Handmuskeln und ist super für die Motorik.“ Liebevoll streicht sie über die Schulter der Seniorin, die gerade die ersten Kipferl auf ein Blech legt. Alle wirken entspannt, immer wieder erfüllt Lachen den Raum. Die Betreuer und Koch Grimmer wandern unablässig von einem Senior zum nächsten, helfen ihnen oder halten einfach ein Pläuschchen. Wir fühlen uns sehr wohl, fast wie in der Küche der eigenen Oma.

Während Koch Grimmer für die fleißigen Senioren an der mobilen Kochstation „Vanille-Butter-Garnele auf Reis“ kocht, bereiten sie den Teig für duftende Vanillekipferl vor. Natürlich darf hier ausgiebig genascht werden.

Als der Apfelstreuselkuchen und die Vanillekipferl fertig sind, bringt Koch Grimmer die gefüllten Bleche in die Wohnbereichsküchen, wo sie aus den einzelnen Backöfen heraus einen süßlichen Duft verbreiten. Sehr geschätzt ist er in der gesamten Einrichtung. „Weil er so herzlich ist und toll kocht“, sagt ein Bewohner. Wohl auch, weil Grimmer täglich das Beste aus der Seniorenverpflegung herausholen möchte. Deshalb nimmt er auch regelmäßig an verschiedenen Kochwettbewerben teil und versucht den Senioren auch mal „moderne“ Gericht schmackhaft zu machen. Grundsätzlich geht er mit seinen Mitarbeitern stark auf die Wünsche der Senioren ein. Zum Beispiel bekommt jeder sein Frühstücksbrot genau nach seinen Vorstellungen: schon geschnitten und belegt, mit oder ohne Rand. Nicht nur beim Schaukochen nutzt er Essen, um die Sinne und Motorik der Bewohner anzuregen. Auch in der „Hausbäckerei“ sind sie jedes Mal gefordert: hier werden Zutaten abgewogen, Obst zerkleinert, Teig angerührt und Formen ausgestochen. Der Fokus aller Maßnahmen liegt auch darauf, Erinnerungen mit Hilfe von Gesprächen zu aktivieren. „Bestimmte Sachen müssen im Alter angepasst werden, aber alles andere geht!“, sagt Grimmer.

Die Apfelkuchen-Gruppe hat ihre Bleche eingefettet, den Teig auf den Blechen verteilt, mit Apfelstückchen belegt, mit der hergestellten Vanille-Schmand-Masse bestrichen, mit Streuseln bestreut und nun heißt es: Ab in den Ofen!

Das DRK Altenpflegeheim gehört zu den sechs Nominierten im Wettbewerb „Vom Kostenfaktor zum Glücksfaktor“ und wurde im Januar von Transgourmet-Mitarbeitern besucht. Wer zu den Vorreitern für eine zeitgemäße Seniorenverpflegung und damit zu den Gewinnern zählt, entscheidet eine Expertenjury in den nächsten Wochen. Am 25. März werden drei der nominierten Einrichtungen im Rahmen der ALTENPFLEGE 2020 als Gewinner ausgezeichnet.

Die Seminare

Gemeinsam Konzepte für emotionalen Genuss entwickeln

Wir präsentieren Ihnen keine vorgefertigten Lösungen, sondern erarbeiten im gemeinsamen Austausch mit Ihnen Konzeptideen, die Sie ganz individuell in Ihrer Senioreneinrichtung umsetzen können.

Der Wettbewerb

Wir suchen die besten Konzepte in der Seniorenverpflegung

Senioreneinrichtungen, in denen gute, praxisnahe Ansätze für mehr emotionalen Genuss in der Verpflegung bereits gelebt werden, können demnächst wieder an unserem Wettbewerb teilnehmen.

Das Buch

Kochbuch-Bestseller: Wir haben einfach gekocht

Mit unserem Kochbuch haben wir das Thema emotionalen Genuss in der Verpflegung von Senioren in die gesellschaftliche Breite getragen. Eine kulinarische Reise durch Deutschland weckt Erinnerungen!